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  • AutorenbildNicola Dittmar

Interview mit einer Traurednerin

Aktualisiert: 6. Juni 2023

Immer mehr Paare entscheiden sich für eine freie Trauung als Alternative zur standesamtlichen oder kirchlichen Zeremonie. Vermehrt lassen sich Paare auch im Anschluss an eine standesamtliche Trauung frei trauen. Hintergründe hierfür sind die intime und persönliche Durchführung, das Einbringen individueller Wünsche, die große Gestaltungsfreiheit, sowie die Zeit -und Ortsunabhängigkeit.



1. Simone, was liebst du an deinem Beruf am meisten?

Ich liebe es, mit Menschen aus der ganzen Welt zusammen zu arbeiten. Die Brautpaare, welche ich begleite, kommen aus den verschiedensten Kulturen. Das liegt insbesondere daran, da ich meine Leistung in diversen Sprachen anbieten kann. Zum Beispiel kommt die Braut aus Australien und der Bräutigam aus Südafrika. Mich reizt es, die verschiedenen Kulturen kennen zu lernen, in die Welt des Paares einzutauchen und die unterschiedlichsten Vorstellungen zu erfüllen. Dabei kann es sich um ein außergewöhnliches Motto oder aber um ein spannendes Ritual, wie zum Beispiel das „Wicca Ritual“, handeln.


2. Hast du einen Lieblingspart in der Zusammenarbeit mit den Paaren?

Es macht mir eine riesige Freude, die puren Emotionen aus den Paaren wahrhaftig heraus zu kitzeln. Das ist mein „warum“ – das Vertrauen der Paare zu gewinnen, sodass sie ihre Gefühle offenbaren. Durch die Reise, auf welche sich die Brautpaare mit mir begeben, erhalten eine tolle Chance, bewusst über ihre Beziehung nachzudenken. Nicht selten erlebe ich, dass durch die intensiven Gespräche Sätze wie „Das hast du mir ja nie gesagt.“ fallen.

Dieses Vertrauen genieße ich wirklich sehr.


3. Was war deine für dich außergewöhnlichste Trauung bisher?

Vergangenes Jahr hatte ich meine erste Trauung zu dritt. Situationsbedingt durch Corona haben wir die Trauung im Wohnzimmer des Paares vollzogen und die Gäste per Zoom live dazu geschalten. Ich muss zugeben, dass ich vor dieser Erfahrung sehr viel Respekt hatte – zumal ich das Brautpaar zuvor nicht live getroffen hatte und somit bei der Trauung das erste Mal persönlich sah. Meine Sorge bestand darin, dass eventuell nicht die passende Stimmung aufkommen könnte. Zum Glück haben sich meine Befürchtungen keineswegs bewahrheitet – ganz im Gegenteil. Es war super romantisch, irre vertraut und intim. Das Wohnzimmer wurde festlich geschmückt und ein alter Schallplattenspieler spielte das passende Stück für den Einzug der Braut. Diesen Einzug und die Trauung werde ich nie vergessen, da das Paar sich währenddessen ununterbrochen intensiv in die Augen schaute. Es war, als würden sie die Welt um sich vergessen und sich nur auf sich, das Wesentliche, konzentrieren. Als Highlight schnitten wir nach dem Ja-Wort gemeinsam die Hochzeitstorte an, welche dem Paar das Geschlecht ihres Babys verriet. An diese besondere Trauung denke ich sehr gerne zurück und bin immer noch sehr dankbar, Teil dessen gewesen sein zu dürfen.


4. Zu welchem Zeitpunkt sollten Paare bei dir anfragen, bzw. dich buchen?

Paare, die einen klassischen, beliebten Termin, wie z.B. den Samstagmittag im Juni ins Auge fassen, sollten so früh wie möglich, ca. ein Jahr im Voraus, auf mich zukommen. Beliebte Termine sind nun einmal schnell vergriffen. Generell bin ich aber auch kurzfristigen Anfragen gegenüber sehr aufgeschlossen. Je kurzfristiger, desto flexibler sollten Paare bezüglich des Termins (z.B. Abendtrauung) sein und je kurzfristiger, desto mehr sollten sie sich auch auf eine intensive Vorbereitungszeit einstellen. Meine knappste Vorlaufzeit war tatsächlich anderthalb Wochen. Das war echt heftig, aber auch super intensiv und schön.


5. Welche Art von Brautpaaren lassen sich von dir trauen?

Durch meine Freude an verschiedenen Sprachen und Kulturen begleite ich internationale Paare - von jung bis alt und ganz bunt gemischt ist alles dabei. Einmal durfte ich als Theologin sogar einen Pfarrer aus den U.S.A. trauen.

Da ich hungrig aufs „Echte“ bin, sind „meine“ Paare immer ausgesprochen authentisch.


6. Was unterscheidet dich von anderen Rednern?

Ganz klar: Dass ich keine Trauungen, sondern Reisen und Interaktion mit den Paaren verkaufe. Ehrlich gesagt bin ich sehr müde von den austauschbaren Reden, 08/15 Kalendersprüchen und Wiederholungen. Bei mir erhält jedes Paar seine maßgeschneiderte, individuelle Trauung. Mein Ziel ist es, das Paar zu verstehen und zu begreifen – ihnen gerecht zu werden. Deswegen bekommt auch jedes Paar ein persönliches Gedicht von mir. Das Dichten ist übrigens eine meiner großen Leidenschaften. Zum Hochzeitstag eine Nachricht vom Brautpaar zu lesen, in welcher sie davon berichten, dass sie sich gemeinsam noch einmal meine, bzw. ihre Rede durchgelesen haben, ist mein persönlicher Anspruch. Ich möchte den Paaren nachhaltig etwas mit in ihr Eheleben geben.


7. Kannst du etwas über deine Arbeitsweise verraten?

Sehr gerne. Zunächst einmal fragt das Brautpaar mich per Telefon, E-Mail oder auch über meine Social Media Kanäle an. Aufgrund der aktuellen Lage (Corona), lernen wir uns unverbindlich telefonisch, per Video oder auch bei einem Spaziergang kennen. Zu Zeiten vor der Krise lud ich Paare auf einen Tee mit frischen Kräutern aus meinem Garten, ein. Dieses unverbindliche Kennenlernen ist sehr wichtig, um herauszufinden, ob die Chemie passt. Wichtig ist mir auch, den Verlobten meine Arbeiten zu präsentieren und sämtliche Fragen zu beantworten. Bei einer Entscheidung füreinander, erhalten die Paare von mir einen Fragebogen, welcher allgemeine Fragen wie zum Beispiel die zum Ringtausch oder Eheversprechen klärt. Anschließend, noch vor den Gruppengesprächen, finden Einzelgespräche statt. In der Regel werden für die Gespräche mit dem Brautpaar zwei Termine angesetzt. Diese dauern dann ungefähr eine bis anderthalb Stunden. Die Rede entsteht parallel zu den Gesprächen während des gesamten Prozesses, bzw. der Reise. Ob Brautpaare die Rede oder Ausschnitte der Rede zuvor lesen möchte, stelle ich ihnen frei. Ich persönlich befürworte das immer, da somit alle Seiten sicher gehen können und keine bösen Überraschungen zu erwarten sind.


8. Wie handhabst du das mit deinem Outfit?

Bei mir ist es so, dass die Brautpaare, in der Regel die Braut, mein Outfit aussuchen dürfen. Ich schicke Bilder mit einer kleinen Vorauswahl passend zum Motto oder dem Farbschema und das Paar entscheidet, wie ich an ihrem groß Tag erscheinen werde.


9. Feierst du im Anschluss an die Trauung mit dem Brautpaar und den Gästen mit?

Zwar erhalte ich oft eine Einladung, jedoch lehne ich diese zum einen aus zeitlichen Gründen und zum anderen aus dem einfachen Grund, dass ich so langfristig nicht all meinen Paaren gerecht werden könnte, ab. Als Traurednerin sehe ich mich eher als eine offizielle Person und weniger als Gast.




Foto: Attila Tevi

Location: Obermühle Langenselbold

Mobiliar & Deko: Palettenhochzeit

Fashion: Amabilis Wedding

Trauringe: Trauringjuwelier Reichardt

Make-Up & Hair: Olga Kölling

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